Deutsche Spezialisten in der UdSSR (1946- 1958)

die vier Teilgruppen des Postfaches 1323 in Kunzewo / Tuschino

Verfasst von Dr. Helmut Breuninger am 1.2.1993

Gruppe „Moskau/Suchumi“ (1950-1958), diese Gruppe wird auch als „Hoch/Möller“ in der Literatur bezeichnet, sinnvoller wäre aber „Postfach 1323“. Diese Gruppe wurde erst 1950 aus vier verschiedenen Spezialisten-Gruppen aus unterschiedlichen Orten der UdSSR zusammengestellt.

 

Teilgruppe 1: Askania-Luftfahrtgeräte

                        1946-1950 als OKB3 in Kujbyschew (heute Samara) an der Wolga

                        Deutsche technische Leitung Möller

Name

Anzahl

Name

Anzahl

Baader, Fritz

4

Naumann

1

Béranger, Erich

5

Orlamünder, Georg

4

Belitz, Willy

3

Pfeiffer, Alfred, Dr.

5

Block, Walter

3

Pingel, Heinrich

4

Breuninger, Helmut, Dr.

3

Pooch

2

Dahl, Heinz

4

Purgold, Alfred

3

Ehrenreich

3

Radewald

2

Friedrichs

4

Rogge, Walter

4

Fuhrmann, Fritz

4

Schmidt

3

Genentz,

4

Schmukalla

2

Gehricke

2

Schönfeld, Kurt

5

Herzog, Heinz

2

Schwarzer, Kurt

1

Kasimir

3

Sehorsch

2

Kißner

2

Senst

1

Klukas

4

Tempel, Helmut

2

Kotzte

1

Tornow

4

Kracheel, Kurt

2

Waltmann

2

Kubenz

3

Winkler, Herbert

2

Lertes, Peter, Dr.

5

Zolldan, Gerhard

4

Lindenborn

1

 

 

Lonn, Ernst, Dr.

3

 

 

Möller, Waldemar

2

 

 

Müller, Alfred

1

 

 

44 Spezialisten mit insgesamt 126 Personen (Stand März 1951)

 

Bis 1951 arbeiteten die Spezialisten vertragslos, nun wurden ihnen im Februar 1951 Verträge vorgelegt, in denen ihnen nach Abschluß der Arbeiten eine Rückkehr nach Deutschland zugesagt wurde. 13 Spezialisten verweigerten die Unterschrift, 12 Mechaniker und 1 Konstrukteur: Block, Ehrenreich, Gehricke, Genentz, Kißner, Pingel, Pooch, Schmidt, Schönfeld, Schulz, Schwarzer, Tornow, Waltmann. Der Vertag wurde letztendlich nicht eingehalten, so konnten die Spezialisten mit Heimkehr-Ziel DDR 1956 zurückkehren, die anderen mussten bis Februar 1958 bleiben. Bei der Verlagerung von Kujbyschew nach Moskau am 13. September 1950 flog erst Oberst N.N.Leontjew mit einer Vorhut: Belitz, Breuninger, Lonn, Möller (mit Frau), Pfeiffer, Senst, Tempel und Winkler. Die anderen aufgelisteten Personen kamen mit den Familienangehörigen am 24. September in Moskau an.

Wohnort: bis August 1951 Kunzewo, dann Tuschino, damals Vororte von Moskau, heute Stadtteile

Arbeitsort: Moskau Postfach 1323; Leningrader Chaussee, nähe Metro-Station Sokol

Lertes hatte keinen arbeitsbezogenen Kontakt zu den anderen Deutschen; er erhielt seine individuell auf ihn zugeschnittenen Aufgaben von dem jeweiligen sowjetischen Vorgesetzten unmittelbar.

 


Teilgruppe 2: Hochfrequenztechnik

                        Bis 1950 in Monino, ca. 40 km ostnordöstlich von Moskau

                        Deutsche technische Leitung Eitzenberger

 

Name

Anzahl

Buschbeck, Werner, Dr.

5

Eitzenberger, Josef

2

Faulstich, Helmut, Dr.

3

Heilbronn, Hans

5

Joswig, Albert

4

Kralitschek, Bruno

3

Kauczor

3

Kuhl, Hans

3

Kummer, Helmut

3

Ostermann, Dr.

3

Sattler, Ernst

1

Tschauner, Johann, Dr.

3

 

13 Spezialisten mit insgesamt 42 Personen

Verlagerung nach Moskau Mitte November 1950

Wohnort: bis Mitte August 1951 Kunzewo, dann Tuschino

Arbeitsort: Moskau Postfach 1323, Leningrader Chaussee, nähe Metro-Station Sokol

 

Anmerkung: einige der obigen 13 Spezialisten waren vor Monino in Frjasino gewesen.

 

Teilgruppe 3: Raketenlenktechnik

                        Bis 1950 in Gorodomlja, Insel im Seligersee, gegenüber Ostaschkow

                        Deutsche technische Leitung Hoch

 

Name

Anzahl

Blasig (sen), K.

5

Blasig (jun)

1

Hoch, Johann, Dr.

5

Stolpe, Felix, Dr.

4

Töpfer

3

Vilter

4

Wolter, Edmund

3

 

7 Spezialisten mit insgesamt 25 Personen

Verlagerung nach Moskau: Spezialisten November 1950, Angehörige etwa 2 Monate später

Wohnort: bis Mitte August 1951 Kunzewo, dann Tuschino

Arbeitsort: Moskau Postfach 1323, Leningrader Chaussee, nähe Metro-Station Sokol

 

Direktoren vom Postfach 1323:

1950        Tschistjakow

1951        Gerassimow

1952/3 Jelan

1953/4 Tschishow

Für Postfach 1323 zuständige Regierungsstelle:

Bis 1953 Sonderkommission unter Lawrentij Pawlowitsch Berija (Berijas Sohn war oberster technischer Direktor; nach Berijas Sturz 1953 Ministerium für Mittleren Maschinenbau, Minister W.A. Malyschew


 

Teilgruppe 4: Politische Gefangene

                        In der UdSSR bedeutete „Politische Gefangene“ alles Mögliche, die meisten waren „nationalsozialistisch“ belastet und wurden bereits 1945 nach Kriegsende verhaftet und in die UdSSR verschleppt. Erst dort merkten die Behörden, welche Fachleute sie da vor sich hatten und langsam wurde ihr Fachwissen angezapft.

Es gab z.B. folgende tragische Schicksale. Heinz Grosse war in der Nazizeit in den KZ Dachau und Buchenwald, Kurt Müller war einer Jüdin verheiratet und Krautzig war ein ehemaliger SPD-Mann.

                        1948 – 1951 Nowogorsk / Krasnogorsk

                        Wurden auch die „Blauen“ genannt.

 

35 Einzelpersonen, von denen wenige später ihre Familienangehörigen aus der DDR nachkommen ließen.

 

Name

Name

Bartig

Knoch, Ulrich

Beier, Heinz

Krannich, Walter

Berner, Kurt

Krautzig, Hans

Berninger, Otto

Kuhfeld, Horst

Bleschke, Heinz

Müller, Dr.

Conrad, Fritz

Müller, Kurt

Eichner, Kurt

Reh, Theo

Fischer, Wilhelm, Dr.

Scheimeister, Karl

Forbach, Max

Schiller, Gerhard

Fritsche, Martin

Schirge, Paul

Goldberg, Hans

Schwarz, Johannes

Golecki, Bruno

Seemann, Hans

Grabow, Herbert

Senger

Grosse, Heinz

Sorge, Christian

Hegermann, Karl

Stein, Fritz

Höfly, Werner

Strauß, Wilhelm

Hilscher, Kurt, Dr.

Stresau, Heinz

Kehse, Roland

 

 

 

Warum wurde die Gruppe „Blaue“ genannt? Ab 5.11.1950 verfügte Postfach 1323 über zwei neue beigefarbene große Busse zum Transport der Deutschen Spezialisten zwischen Wohnort und Arbeitsort. Diese Busse hatten auf den Längsseiten je einen breiten farbigen Streifen, beim einen waren diese beiden Streifen rot, beim anderen blau. Der „rote“ Bus wurde zum Transport der in Kunzewo wohnenden Spezialisten, der andere, der „blaue“ für die Teilgruppe 4 verwendet. Daher erhielt diese Gruppe etwa im Mai 1951 von den „Kunzewo“-Spezialisten die Beizeichnung „die Blauen“.