Deutsche Spezialisten in der UdSSR (1946- 1958) die
vier Teilgruppen des Postfaches 1323 in Kunzewo /
Tuschino Verfasst von Dr. Helmut Breuninger am 1.2.1993 Gruppe „Moskau/Suchumi“ (1950-1958), diese Gruppe wird auch als „Hoch/Möller“ in der Literatur bezeichnet, sinnvoller wäre aber „Postfach 1323“. Diese Gruppe wurde erst 1950 aus vier verschiedenen Spezialisten-Gruppen aus unterschiedlichen Orten der UdSSR zusammengestellt. Teilgruppe 1: Askania-Luftfahrtgeräte 1946-1950 als OKB3 in Kujbyschew (heute Samara) an der Wolga Deutsche technische Leitung Möller
44 Spezialisten mit insgesamt 126 Personen (Stand März 1951) Bis 1951 arbeiteten die Spezialisten vertragslos, nun wurden ihnen im Februar 1951 Verträge vorgelegt, in denen ihnen nach Abschluß der Arbeiten eine Rückkehr nach Deutschland zugesagt wurde. 13 Spezialisten verweigerten die Unterschrift, 12 Mechaniker und 1 Konstrukteur: Block, Ehrenreich, Gehricke, Genentz, Kißner, Pingel, Pooch, Schmidt, Schönfeld, Schulz, Schwarzer, Tornow, Waltmann. Der Vertag wurde letztendlich nicht eingehalten, so konnten die Spezialisten mit Heimkehr-Ziel DDR 1956 zurückkehren, die anderen mussten bis Februar 1958 bleiben. Bei der Verlagerung von Kujbyschew nach Moskau am 13. September 1950 flog erst Oberst N.N.Leontjew mit einer Vorhut: Belitz, Breuninger, Lonn, Möller (mit Frau), Pfeiffer, Senst, Tempel und Winkler. Die anderen aufgelisteten Personen kamen mit den Familienangehörigen am 24. September in Moskau an. Wohnort: bis August 1951 Kunzewo, dann Tuschino, damals Vororte von Moskau, heute Stadtteile Arbeitsort: Moskau Postfach 1323; Leningrader Chaussee, nähe Metro-Station Sokol Lertes hatte keinen arbeitsbezogenen Kontakt zu den anderen Deutschen; er erhielt seine individuell auf ihn zugeschnittenen Aufgaben von dem jeweiligen sowjetischen Vorgesetzten unmittelbar. Teilgruppe 2: Hochfrequenztechnik Bis 1950 in Monino, ca. 40 km ostnordöstlich von Moskau Deutsche technische Leitung Eitzenberger
13 Spezialisten mit insgesamt 42 Personen Verlagerung nach Moskau Mitte November 1950 Wohnort: bis Mitte August 1951 Kunzewo, dann Tuschino Arbeitsort: Moskau Postfach 1323, Leningrader Chaussee, nähe Metro-Station Sokol Anmerkung: einige der obigen 13 Spezialisten waren vor Monino in Frjasino gewesen. Teilgruppe 3: Raketenlenktechnik Bis 1950 in Gorodomlja, Insel im Seligersee, gegenüber Ostaschkow Deutsche technische Leitung Hoch
7 Spezialisten mit insgesamt 25 Personen Verlagerung nach Moskau: Spezialisten November 1950, Angehörige etwa 2 Monate später Wohnort: bis Mitte August 1951 Kunzewo, dann Tuschino Arbeitsort: Moskau Postfach 1323, Leningrader Chaussee, nähe Metro-Station Sokol Direktoren vom Postfach 1323: 1950 Tschistjakow 1951 Gerassimow 1952/3 Jelan 1953/4 Tschishow Für Postfach 1323 zuständige Regierungsstelle: Bis 1953 Sonderkommission unter Lawrentij Pawlowitsch Berija (Berijas Sohn war oberster technischer Direktor; nach Berijas Sturz 1953 Ministerium für Mittleren Maschinenbau, Minister W.A. Malyschew Teilgruppe 4: Politische Gefangene In der UdSSR bedeutete „Politische Gefangene“ alles Mögliche, die meisten waren „nationalsozialistisch“ belastet und wurden bereits 1945 nach Kriegsende verhaftet und in die UdSSR verschleppt. Erst dort merkten die Behörden, welche Fachleute sie da vor sich hatten und langsam wurde ihr Fachwissen angezapft. Es gab z.B. folgende tragische Schicksale. Heinz Grosse war in der Nazizeit in den KZ Dachau und Buchenwald, Kurt Müller war einer Jüdin verheiratet und Krautzig war ein ehemaliger SPD-Mann. 1948 – 1951 Nowogorsk / Krasnogorsk Wurden auch die „Blauen“ genannt. 35 Einzelpersonen, von denen wenige später ihre Familienangehörigen aus der DDR nachkommen ließen.
Warum wurde die Gruppe „Blaue“ genannt? Ab 5.11.1950 verfügte Postfach 1323 über zwei neue beigefarbene große Busse zum Transport der Deutschen Spezialisten zwischen Wohnort und Arbeitsort. Diese Busse hatten auf den Längsseiten je einen breiten farbigen Streifen, beim einen waren diese beiden Streifen rot, beim anderen blau. Der „rote“ Bus wurde zum Transport der in Kunzewo wohnenden Spezialisten, der andere, der „blaue“ für die Teilgruppe 4 verwendet. Daher erhielt diese Gruppe etwa im Mai 1951 von den „Kunzewo“-Spezialisten die Beizeichnung „die Blauen“.
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